Steigende Strom- und Gaspreise – wie kann man sich vor Preiserhöhungen schützen
Die Großhandelspreise stiegen für Gas enorm an; nun steigen auch die Strompreise. Diese Preiserhöhungen sind in der folgenden Grafik anhand des Strom- und Gaspreisindex der Österreichischen Energieagentur dargestellt. Der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) ist im Vergleich zum Oktober des Vorjahres um 53,8 % höher. Bei Gas ist das Bild noch trüber: im Vergleich zum Oktober 2020 ist der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) um 425,1% (!) höher; alleine von September auf Oktober 2021 stieg dieser um 30,9 %. Gas-Großhandelspreise sind so mehr als 5 Mal so hoch wie vor einem Jahr und verleiten viele Energieversorger dazu, die höheren Einkaufspreise an ihre Kunden weiterzureichen.
Wichtig: Der ÖSPI erfasst nur das Produkt Strom und Gas (Großhandelspreise) und berücksichtigt keine Netzgebühren, Steuern oder Abgaben. Der Gesamtpreis für Strom teilt sich beim Endkonsumenten zu knapp 40 % auf die Energiekomponente und zu 60 % auf Netzgebühren, Steuern und Abgaben auf.
Der aus Deutschland stammende Energieversorger Montana erhöht als erstes Unternehmen in Österreich seine Gaspreise ab November um 60 %. Kunden mit Standardtarifen für Strom und Gas haben bisher noch wenig von den Preiserhöhungen gemerkt. Meist gibt es hier noch Preisgarantien. Wie lange diese noch laufen und wann mehr Anbieter die Preise deutlich erhöhen werden, ist allerdings nur eine Frage der Zeit. Um euch bestmöglichst über bevorstehende oder aktuelle Preiserhöhungen eures Strom- und Gasanbieters zu informieren, haben wir die häufigsten Fragen unserer Energy Hero Kunden zusammengefasst und erklären, wie man sich am besten vor den steigenden Strom- und Gaspreisen schützen kann.
Ich habe eine Preiserhöhung meines Energieanbieters erhalten. Muss ich diese so hinnehmen?
Steigende Strompreisentwicklung und dadurch höhere Stromkosten für dich als Konsument musst du nicht hinnehmen. Wenn dein Stromanbieter sich entscheidet, den Strompreis zu erhöhen, dann muss er dir die Preiserhöhung vorerst schriftlich mitteilen. So hast du als Verbraucher auch die Möglichkeit, auf eine Anpassung des Stromtarifs entsprechend zu reagieren. Bist du mit der angekündigten Erhöhung nicht einverstanden, so kannst du der Strompreiserhöhung schriftlich widersprechen und kannst zu einem günstigeren Anbieter wechseln.
Sogar wenn du noch in einer Vertragsbindung bist, hast du hast ein Sonderkündigungsrecht und kannst so innerhalb von 3 Monaten zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Dein Stromanbieter muss dir diese 3 Monate Zeit geben, um einen alternativen Stromversorger zu finden. In dieser Zeit bezahlst du für deinen Strom weiterhin den alten Preis ohne Preiserhöhung.
Wie kann ich mich vor Preiserhöhungen meines Strom- und Gastarifs schützen?
Unser Tipp: Energieanbieter regelmäßig vergleichen & wechseln
Für viele Menschen in Österreich ist die Energieversorgung noch immer ein untergeordnetes Thema, was wiederum den alteingesessenen Energieversorgern in die Hände spielt. Es zahlt sich jedoch aus, sich bewusst damit auseinander zu setzen, oder Profis darauf anzusetzen, von wem und zu welchen Konditionen der Strom und Gas für den eigenen Haushalt, das Büro oder den Betrieb kommt. Es gibt rund 150 Strom- und 50 Gasanbieter in Österreich mit zahlreichen unterschiedlichen Angeboten. Seit der Energiemarktliberalisierung 2002 haben die Österreicherinnen und Österreicher die Möglichkeit, die zahlreichen Angebote für Strom und Gas zu vergleichen oder sie werden Kunde eines automatischen Wechselservices bzw. „Tarifaufpassers“ wie Energy Hero, der sich automatisch um den Vergleich und den Wechsel kümmert und den Tarif auch langfristig im Auge behält.
Das Einsparpotenzial durch den Wechsel des Strom- und Gasanbieters für einen Durchschnittshaushalt liegt schnell bei ein paar hundert Euro pro Jahr. Vor allem wenn man regelmäßig den Energieanbieter wechselt, weil man so auch immer die Rabatte für Neukunden mitnehmen kann. So spart man sich in Wien als Durchschnittshaushalt bei einem Wechsel weg vom Landesenergieversorger aktuell rund 425 €* ein.
*Berechnung gemäß E-Control Tarifkalkulator, 24.09.2021 mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh Strom bzw. 15.000 kWh Gas
Warum steigen die Strom- und Gaspreise aktuell so stark an?
Ausgehend von einem relativ niedrigen Preisniveau bei Strom und Gas im vergangenen Jahr sind die aktuellen Preissteigerungen wesentlich getrieben von hohen Großhandelspreisen, teureren CO2-Zertifikaten und einem steigenden Strom- und Gasbedarf. Die Heizsaison im Frühjahr dauerte relativ lange an und 2021 war europaweit ein schwaches Jahr in der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien durch eine Windflaute und niedrige Pegelstände in den Flüssen. Dementsprechend mussten mehr Gas und Kohle zur Stromgewinnung eingesetzt werden. Was noch dazu kommt ist, dass weniger Flüssiggas nach Europa geliefert wurde. Russland produziert so viel Gas wie in den Vorjahren, doch wegen der hohen Nachfrage aus Asien und in Russland selbst, kommt weniger in Europa an.
Obwohl Österreichs Tarife zu den stabilsten in Europa zählen, sind steigende Strompreise zu erwarten. Hauptgrund hierfür sind hohe Steuern und Abgaben, die im Strompreis enthalten sind und durch die der Staat mitunter die Ökostrom-Förderung durch den Endkunden mitfinanziert. Auch die Entwicklungen, die im Zuge der Energiewende vorangetrieben werden, beeinflussen den Strompreis. Eine dieser Entwicklungen ist der geplante Kohleausstieg von Deutschland. Während der Wandel weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energiequellen geht, sorgt dieser gleichzeitig für Unsicherheiten auf dem Strommarkt.
Auf Grund des Ausstiegs aus Kernenergie und Kohle sind die Preiserhöhungen zumindest ein mittelfristiger Trend, der nur durch einen weiteren massiven Ausbau an erneuerbarer Erzeugung zu brechen sein wird. Die Großhandelspreise von Gas werden nach Schätzung der E-Control noch bis zum Ende der Heizsaison im zweiten Quartal 2022 hoch bleiben und sich bis 2023 normalisieren. Auch der Strompreis soll dann wieder sinken. Ob dies wirklich so eintreten wird, kann aktuell aber niemand sagen.
Trotzdem gibt es nach wie vor große Unterschiede zwischen den einzelnen Tarifen und der Wettbewerb um Neukunden ist auf dem liberalem Strommarkt so stark wie nie. Für den Endkunden ergeben sich über den Wechsel des Stromanbieters gute Einsparmöglichkeiten.